Prof.
Josef Hindels

Gewerkschafter, Politiker, Publizist, Widerstandskämpfer

* 1916    † 1990

 

Lebenslauf

Josef Hindels wurde am 10. Jänner 1916 in Wien geboren. Von 1930 bis 1933 absolvierte er eine kaufmännische Lehre. Schon in seiner Jugend trat er gegen Antisemitismus und Rassismus auf. Seine Gesinnung brachte ihn mehrfach in Haft, so auch 1933 wegen der Teilnahme an einer Demonstration. In der Zeit des Austrofaschismus zwischen 1934 und 1937 kam Hindels weitere Male in Haft.

Nachdem er aus einer mehrmonatigen Haft entlassen worden war, flüchtete er 1937 in die Tschechoslowakei. 1939 ging es weiter nach Norwegen, wo er das Sekretariat der Internationalen Arbeiterfront gegen den Krieg unterstützte. 1941 ermöglichte ihm die norwegische Widerstandsbewegung, dass er sich nach Schweden absetzen konnte. In Schweden schloß er sich einer Gruppe österreichischer Freigewerkschafter an. Erst im Jahre 1946 kehrte er unter dem Namen “Karl Popper” nach Österreich zurück.

Zentralsekretär der GPA, Publizist, Bund Sozialistischer Freiheitskämpfer

Von 1946 bis 1951 agierte Josef Hindels als Schulungs- und Bildungssekretär
der Gewerkschaft der Privatangestellten und Redakteur des Gewerkschaftsorgans "Der Privatangestellte".

In den Jahren 1953 bis 1970 war er Zentralsekretär der Gewerkschaft der Privatangestellten.

Er betätigte sich, beginnend in den 1960´er Jahren, zunehmend publizistisch. Dies im Kontext zu Gewerkschaftspublikationen. So wurden etwa die Artikel "Hitler war kein Zufall" (1962) und "Lebt Stalin in Peking?” (1964) veröffentlicht.

Ab dem Jahre 1970 arbeitete er als freier Publizist. Er agierte als Stellvertretender Vorsitzender des Bundes Sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus. Bis zu seinem Tode blieb er ein unbeugsamer Mahner.

Hindels galt als dem linken Flügel der Sozialdemokratischen Partei Österreichs zugehörig.

1976 wurde ihm der Titel “Professor” verliehen.

Parteifreund Norbert Leser über Josef Hindels

Sein Parteifreund Norbert Leser, seines Zeichens Philosoph, bezeichnete ihn als allerletzten Austromarxisten. Leser kehrte seine rednerische Begabung hervor. Zudem imponierte ihm sein authentisches Auftreten.

„Es war ein Vergnügen, seinen druckreifen Reden zuzuhören, allerdings spürte man auch den Geifer, der in ihm abrann, wenn er in seinem rhetorischen Element war. In der Ersten Republik hätte er eine glänzende Karriere machen, vielleicht sogar Otto Bauer Konkurrenz machen können.“

Hindels Tragik, so Norbert Leser, sei gewesen, dass er mit seinem Austromarxismus in der Zweiten Republik zu spät dran war. So sei er auch von der Überlegenheit des Sozialismus über den Kapitalismus überzeugt gewesen.

Josef Hindels galt in seiner Unbedingtheit den SPÖ-Funktionären als Sicherheitsrisiko. Somit wurde ihm nie ein öffentliches Mandat zugestanden. Bloß auf den Parteitagen nutzte er eine Plattform.

Lesers historisches Urteil über Josef Hindels fällt zwiespältig aus:

“Auf der einen Seite war er der letzte Vertreter einer Ideologie, die sich bereits überlebt hatte, auf der anderen Seite bietet er das erfreuliche, weil so selten gewordene Bild eines Einzelkämpfers, der bereit war, um der Sache willen gegen den Strom zu schwimmen.“

Norbert Leser hat Josef Hindels in seinem Buch “Skurrile Begegnungen” ein Kapitel gewidmet.

Werk

Von der ersten Republik zum zweiten Weltkrieg, 1947
Hitler war kein Zufall. Ein Beitrag zur Soziologie der Nazibarbarei, 1962
Lebt Stalin in Peking? Die ideologische Auseinandersetzung im Kommunismus, 1964 Eine junge Republik feiert ihren Geburtstag, 1965
Österreichs Sozialisten in der Opposition. Konzept einer grundsatztreuen Oppositionspolitik des demokratischen Sozialismus, 1966
Das Gesellschaftsbild des Sozialismus, 1966
Was ist heute links?, 1970
Österreichs Gewerkschaften im Widerstand, 1934–1945, 1976
So starb ein junger Sozialist, Josef Gerl, ca. 1976
15. Juli 1927. Niemals vergessen!, 1977
März 1938. Gedenken und Mahnung, 40 Jahre danach, 1978
Otto Bauer ist jung geblieben. Anlässlich des 100. Geburtsjahres von Otto Bauer, 1981 Antifaschismus in den achtziger Jahren, 1982
Der Weg zum 12. Feber 1934, ca.1984
Marxismus und Gegenwart, 1985
Robert Danneberg – gelebt für den Sozialismus – ermordet in Auschwitz, ca. 1985
Das Linzer Programm – ein Vermächtnis Otto Bauers, 1986
1938. Aus der Vergangenheit lernen – Österreichs Weg vom Austrofaschismus zur Nazi-Barbarei, 1988

Festschrift zum 70. Geburtstag

1981 trat er in den Ruhestand und zog sich aus dem aktiven gewerkschaftlichen Leben zurück.

1986 erschien zum 70. Geburtstag von Josef Hindels eine Festschrift im Verlag für Gesellschaftskritik, die u.a. von Michael Häupl herausgegeben wurde.

Tod und letzte Ruhestätte

Nach längerer Krankheit starb Josef Hindels am 10. Februar 1990 in Wien. Er fand seine letzte Ruhestätte in der Feuerhalle Simmering, Abteilung 8, Ring 3, Gruppe 8, Nummer 17.

Stein der Erinnerung für die Familie Hindels

Am 6. Juni 2016 wurde in der Spaungasse 19 im 20. Wiener Gemeindebezirk ein "Stein der Erinnerung" für Josef Hindels und seine Eltern Sofie und Edmund eingeweiht. Die Familie Hindels hatte an dieser Adresse gewohnt.

"Erinnerungen eines linken Sozialisten"

Sechs Jahre nach seinem Tod, im Jahre 1996, erschienen seine "Erinnerungen eines linken Sozialisten", herausgegeben vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes / Bund sozialdemokratischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus

Josef-Hindels-Symposium

Seit dem Jahre 1993 findet alljährlich das Josef-Hindels-Symposium mit der Zielsetzung statt, historisch grundsätzliche und aktuelle Themenbereiche im Sinne Josef Hindels zu behandeln.

Straßenbenennung

2004 wurde die Josef-Hindels-Gasse beim Karl-Marx-Hof in
Döbling nach ihm benannt.

Weblinks

Wir erinnern uns

Sie sind eingeladen, Ihre persönliche Erinnerung an
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